Kategorie: Entwurf / Wettbewerb
Zeitraum: 03/2023
Ort: Pulkau / Weinviertel

Die Stadtgemeinde Pulkau liegt im nördlichen Weinviertel und hat ca. 1.500 Einwohner:innen. Im Zentrum der Aufgabe lag das Areal rund um das Presshaus inmitten der Weingärten, das trotzdem in unmittelbarer Nähe zum Ortskern und an einem gut frequentierten Rad- und Spazierweg liegt. Dementsprechend hat der Vorplatz des Presshauses eine öffentliche Wirkung und dessen öffentliche Funktion soll intensiviert werden durch: das Kunsthaus Pulkau.

Gesucht wurden zukunftsorientierte Ideen zur Ergänzung des Kunst- und Kulturangebotes für die Stadtgemeinde Pulkau, die Region Pulkautal und das Weinviertel. Eine Realisierbarkeit der Vorschläge standen dabei im Vordergrund. Es sollte ein Kunstraum bzw. ein Kunsthaus auf dem Vorplatz des Presshauses entstehen. Das Kunsthaus sollte nicht begehbar sein und die darin ausgestellten Werke waren vor Witterung und Diebstahl zu schützen. Es war gewünscht, dass das Kunsthaus Raum für zweidimensionale Arbeiten aus der Malerei & Fotografie, für plastische Arbeiten und für Mixed Media bieten soll. Auch die Möglichkeit für eine performative Inszenierung war zu berücksichtigen. Eine große Nutzungsvielfalt war gefragt.

„Im Nordwesten von Pulkau, da wird es wahr,

das kleinste Kunsthaus, oh wie wunderbar.

Geteilt oder als Ganzes wie immer man mag,

das Kunsthaus verwandelt sich, auf Wunsch jeden Tag.

Ausstellung, Performance oder auch Fest,

das Kunsthaus kann alles und interagiert mit dem Rest.

Es kommuniziert das Kunsthaus, unweigerlich,

jedoch geschickt im traditionellen Statteldachgesicht.

Die Farbe macht‘s sichtbar, die Lattung die bricht’s,

in den Vitrinen die Kunst, durch‘s Dach kommt diffuses Licht.

Von drei Öffnungen erhascht man die Blicke,

auf die Kunst, auf das Gegenüber

oder auf die weinviertler Weinrebensippe.

Im Nordwesten von Pulkau, da steht es nun da,

das kleinste Kunsthaus, oh wie wunderbar.“

Das Kunsthaus Pulkau bildet gemeinsam mit dem bestehenden Presshaus und dem Weinkeller einen ORT, um Kunst auszustellen – Kunst zu erschaffen – Interaktionen zu ermöglichen. Die Form ist angelehnt an das traditionelle Satteldach, mit der Besonderheit, dass der First – das Innere – nach außen wandert. Die Interaktion „innen mit außen“ rückt damit in den Vordergrund. Konstruktiv ist die Tragstruktur als Holzriegelwand aufgebaut mit farbiger Holzlattung im 45°-Winkel. Diese Durchlässigkeit verstärkt zusätzlich die Verbindung von „innen mit außen“. Durch die farbigen Latten setzt sich das Kunsthaus von der Umgebung ab und zieht Aufmerksamkeit auf sich.

Das Farbkonzept kann in Abstimmung mit den ausstellenden Künstler*innen immer wieder verändert werden. Das transluzente Dach aus Doppelstegplatten bringt weiches, gebrochenes Licht von oben in den Ausstellungsraum. Das Kunsthaus lädt von drei Seiten ein, das Innere zu entdecken. Durch die

gegenüberliegende Anordnung der verschließbaren Öffnungen entsteht, neben dem Fokus auf die ausgestellten Kunstwerke, eine Blickbeziehung mit den anderen Betrachter*innen und gleichzeitig ein gerahmter Ausschnitt der umliegenden Kulturlandschaft. Im Inneren sind zwei Glasvitrinen angeordnet, welche verschließbar und dicht sind und die Kunst vor Witterungseinflüssen schützt. So entstehen zwei Nutzungsvarianten: entweder die Vitrinen für kleinere oder der gesamte Innenraum für größere Kunstwerke. Bei Bedarf kann das Kunsthaus, dank einfacher Verbindungen aus Schlossschrauben und Flügelmuttern, zweigeteilt werden und erlaubt durch die jeweilige Platzierung der mobilen Hälfte bei Veranstaltungen unzählige Bespielungsvarianten des Ensembles. Diese Mobilität wird mittels Lenkrollen und mitwandernden Betonplatten ermöglicht. Das sonst geschlossene Kunsthaus verwandelt sich so in eine offene Bühne für Feste, Eröffnungen, Performances und vieles mehr.

(c) Ruranauten

Bild 4 von 6